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Die Gedanken sind frei || Covid-19 vs. Freundschaft

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Ohne Meinungen, kein Diskurs

Jeder hat seine Meinung. Das ist gut und das ist wichtig.
Denn ohne Meinungen keine Diskussion. Ohne Diskussion keine anderen Argumente als die eigenen. Ohne Argumente keine Erweiterung des Horizonts. Ihr wisst, wo das hinführt.

So auch zum Thema Covid-19. Die meisten sehen die Tatsachen (sorry, ich bin hier sehr tendenziös), andere leugnen auch jetzt noch, dass Corona Menschen elendig dahinrafft, sie einsam sterben und Familien zurück lässt.

Einige denken auch, Masken tragen sei sinnfrei und die Maßnahmen sowieso.

Covid19 und Freundschaft geht das zusammen?

So ist es gerade in den meisten Freundeskreisen so, dass beide Seiten heiß diskutieren. Da es aber eigentlich nicht viel zu diskutieren gibt, wenn man den Tatsachen einmal ins Auge sieht, zerbrechen hier am laufenden Band Freundschaften.

Ich habe nun schon mit mehreren Freundinnen darüber gesprochen, die mir erzählten, dass sie so geschockt sind, jahrelang mit Leuten befreundet zu sein wobei sich jetzt herausstellt, dass es einfach krasse Coronaleugner sind und sie nicht wissen, wie sie weiterhin mit solchen Leuten befreundet sein können und auch wollen.

Ich kann das super gut verstehen, für mich wäre das, als würde ich herausfinden, dass jemand aus meinem Freundeskreis rassistisch ist.

Mit so jemanden möchte man doch nicht befreundet sein.

Es geht ums Grundsätzliche

Es ist eine andere Diskussion finde ich, als würde man übers Impfen oder unterschiedliche Parteien (außer Afdumm) sprechen. Da gibt es immer Grautöne, Unsicherheiten, keine eindeutigen Ergebnisse und Erkenntnisse.
Neulich quatschte mich eine mir unbekannte Frau im Wald zu: sie würde in der Pflege arbeiten, sich aber niemals impfen lassen. Man wolle sie doch nur als Versuchskaninchen benutzen. Ich fragte sie, ob sie dann nicht den falschen Beruf hätte.
Aber die Angst vor der Impfung kann ich sogar zum Teil noch nachvollziehen, auch wenn man Impfungen wenn man für zwei Wochen ins Ausland geht und diese dort vorgeschrieben sind, ja auch in den seltensten Fällen hinterfragt, was ich dann auch nicht verstehen kann.

Aber jemand der Corona leugnet und meint, er müsse sich an nichts halten, hat meiner Meinung nach einen an der Waffel.

Wieviele schon in meinem näheren Umkreis an Covid-19 erkrankt und sogar gestorben sind, ist einfach Fakt. Das sind Tatsachen, die auf der Hand liegen und selbst wenn man ein paar Dinge nicht  genau weiß, alleine aus Rücksicht, stellt man doch mal seine eigenen Bedürfnisse zurück.

Grenzenloser Egoismus

Ich möchte nicht daran schuld sein, wenn jemand schwer erkrankt. Ich kann den Egoismus einiger Leute einfach nicht nachvollziehen.

Glücklicherweise ist es bei mir tatsächlich so, dass ich niemanden unter meinen Freunden habe, der nicht super vorsichtig ist und gecheckt hat, wie beschissen dieser Virus ist. Aber ich verstehe total, wie blöd die Situation ist, wenn sich plötzlich die beste Freundin als Coronaleugnerin entpuppt.

Die Frage ist nur, hat man sich immer etwas vorgemacht oder ist das am Ende alles verzeihlich?

Einen wirklich tollen Text zu diesem Thema findet ihr übrigens auch hier 

Wie geht ihr damit um? Habt ihr solche Leute im engeren Kreis oder sind sogar schon Freundschaften am Thema Covid-19 zerbrochen?

 

Bleibt gesund,

eure Dnice

2 Kommentare

  • Denise

    Lieber FJ,
    Vielen Dank für deinen tollen und bereichernden Kommentar. Dazu wahrscheinlich der längste, der hier je hinterlassen wurde 😉. Welche Symptome die gefährlicheren sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe auch das Gefühl, das andere Teile der Gesellschaft sogar zusammengerückt sind.
    Aber ganz bestimmt hast du recht mit der Differenzierung von Bekanntschaft und Freundschaft. Ich würde zum Beispiel nicht behaupten viele Freunde zu haben, dann aber solche, bei denen es genauso ist, wie du beschreibst.
    Stimmt, dein toller Text zu diesem Thema – ich werde ihn direkt mal in meinem Text verlinken, wenn das für dich ok ist.
    Viele liebe Grüsse
    und bleib gesund
    Denise

  • FJ Buschmeyer

    Liebe Denise,
    vielen lieben Dank für diesen berührenden Beitrag!
    Wie wahrscheinlich sehr viele Menschen beschäftigt uns das Thema Covid-19 natürlich auch, aber insbesondere die von Dir beschriebenen Auswirkungen auf die Gesellschaft sind immer wieder Kern unserer Gespräche. Mit Gesellschaft meine ich nicht nur die Allgemeinheit, die so langläufig darunter verstanden wird, sondern vielmehr das unmittelbare Umfeld, die Menschen die einem lieb und teuer sind – oder waren? „In der Krise fallen die Masken“ – so true.
    Direkt an diese vielleicht provokant anmutende Frage drängt sich mir die Nächste auf: Welche Symptome des Virus sind eigentlich die Gefährlichsten? Sind es die gesundheitlichen, im Tod gipfelnden Effekte oder sind es diese Auswirkungen im sozialen Miteinander, welche punktuell im Verlauf der letzten Monate aus einem FÜREINANDER ein NEBENEINANDER, vielleicht sogar ein GEGENEINANDER gemacht haben.
    Es gibt diesen Ausspruch „Alles hat seine Zeit“, so ist es glaube ich auch in dieser Sache. Bekanntschaften haben ihre Halbwertszeit, wir sollten dankbar sein für die gute Zeit, die wir mit diesen Bekannten hatten. Aber wir sollten auch wieder lernen zu differenzieren zwischen Freunden und Bekannten. In den letzten Jahren ging es häufig darum möglichst viele „Freunde“ auf den sozialen Kanälen zu sammeln, unter 500 Freunden war man ein Niemand. Genau das Gegenteil ist der Fall – echte Freunde, davon gibt es vielleicht eine oder zwei Hände voll, dort sind die Seelen verwandt und die Werte stimmen überein. Das sind die Menschen, die man nur einmal im Jahr sieht und wo es sich anfühlt, als wäre man nur kurz mal 5 Minuten weg gewesen. Um diese Menschen geht es! Genau diese Freundschaften meistern auch Covid-19, weil sie sich ihre Perspektiven ehrlich und wertschätzend anbieten und gemeinsam einen Weg finden können, auch im Diskurs.
    Meine Sicht dazu hatte ich vor Wochen bereits mit Dir geteilt, vielleicht ist sie auch lesenwert für weitere Menschen:
    https://info.culture-work.com/lab/corona-koller-bei-eigenverantwortung-hoert-die-freundschaft-auf

    Bleibt Euch treu und vor allen Dingen gesund,
    fj

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